18.07.2021

Aus aktuellem Anlass Der Mensch und das Wasser.


Wie groß die Bedrohung des Menschen durch Wasser ist, erfahren wir bereits in den ersten Schuljahren. Von der Sintflut wird uns berichtet und das trifft zumindest auf die hierzulande in Schulen berücksichtigten Religionen zu.
In der Bibel können wir im ersten Buch über Noah lesen, der eine Arche baute.
Auch in der elften Sure des Koran werden die Wassermassen durch einen Menschen namens Noah überwunden.
Schon im ältesten Epos der Menschheitsgeschichte, dem auf sumerischen Tontafeln vorgefundenen Gilgamesh-Epos wird uns auf der elften Tafel von einer Flut berichtet, der Utnapishtim durch den Bau einer Arche trotzte.
Die berechtigte Angst vor dem Wasser ist so alt wie die Menschheitsgeschichte und überall auf dem Planeten gibt es Berichte von Überflutungen und Spuren, die den Archäologen heute zeigen, dass diese Fluten tatsächlich stattgefunden haben.
Die Überlebenden gaben das Wissen durch mündliche Überlieferung an ihre Nachfahren weiter, bis es jemand aufschrieb.
Der Gilgamesch-Epos ist die älteste bisher gefundene Erzählung und schon 1859 wunderten sich die Fachleute über das, was ihnen da George Smith als Übersetzung vorlegte.
„Unapishtim baute eine Arche mit allen Leuten, die ihm dabei halfen – er nahm sie übrigens auch mit, alle, die beim Bau geholfen haben und letztlich, alle Menschen, die er noch retten konnte.
Er nahm auch Saatgut mit und domestizierte Tiere.
Aus heutiger Sicht machte er genau das, was ein heutiger Mensch machen würde, in einer vergleichbaren Situation – er rettet, wen er konnte und nicht nur die, von denen ihm irgendein Gott berichtete.“
Bei genauerer Betrachtung erkannte man, dass alle späteren Texte aus dem Epos des Gilgamesh abgeschrieben waren und dass da nur ein Gott dazu gekommen war, der „die zu Rettenden“ selektierte.
Die Menschen leben mit Segen und Gefahr des Wassers seit Anbeginn der Zivilisation.
Und genau das ist ein Gedanke der in diesem Zusammenhang wichtig erscheint.
Die Menschen lernten mit Wasser umzugehen, bauten Kanäle und Bewässerungssysteme, wie bereits im Alten Ägypten, wo es immer noch eine Tiefebene gibt, den Jakobskanal, in dem seit Jahrhunderten kein Wasser mehr stand.
Der Nil tritt über die Ufer und sorgt so jedes Jahr für die ausreichende Bewässerung der Felder – in einer ansonsten trockenen Gegend.
In Mitteleuropa traten die Flüsse ebenfalls über die Ufer, es gab die Auenlandschaften.
Irgendwann kamen Menschinnen und Menschen auf die Idee diese Flüsse zu begradigen, die „Flur zu bereinigen“, wir erinnern uns an die letzten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, als Bagger anrückten und dafür sorgten, dass direkt neben den Flüssen Industriegebiete entstehen konnten.
Die Fließgeschwindigkeit der Flüsse stieg weil die Wassermassen durch ein Nadelöhr geführt wurden.
In den letzten Jahren merkte man dann aber, dass die Auenlandschaften und die Möglichkeit für die Flüsse, wenn es notwendig wurde, breiter zu werden, immense Vorteile mit sich brachten.
Man begann also mit „Renaturierungsmaßnahmen“.

Bisher wurden hier Großregenereignisse noch gar nicht erwähnt, denn die breiten Flussbetten waren immer von Vorteil.
Viel Regen in kurzer Zeit und Häuser, die seit Jahrhunderten an Bächen und Flüssen standen, wurden weggespült, Existenzen vernichtet und Ortsbilder, derer wir uns seit Jahrzehnten erfreuten, für immer hinweg gefegt.
Die Möhnekatastrophe von 1943 kennen wir nur aus den Berichten unserer Angehörigen, die sie überlebt haben, aber gerade diese Erzählungen verdeutlichten uns die Berichte von Menschen, die auf ihren Dächern ausharren mussten, bis ein Hubschrauber kam.

„Meine Mutter erinnerte mich bei fast jedem Gang durch Neheim.“
Wenn ich das Haus auf dem Alten Graben verließ, in dem ich aufwuchs, brauchte ich nur etwa 30 m nach rechts die Straße hinunter zu gehen.
Das Wasser stand „bis bei Sieberts anner Ecke“.
Wir wissen alle aus Erzählungen unserer Vorfahren, wie das war und was die Möhnekatastrophe 1943 für Folgen hatte.
Kaum jemand, der zu der Zeit im Möhnetal war, konnte uns nicht detailreich von seinen Erlebnissen berichten.
Im Nachhinein betrachtet, komme ich zu dem Schluss zu keiner Zeit in einer Wohnung gelebt zu haben, die von Überflutungen bedroht werden konnte, bewusst wurde es mit erst heute.
Die Möhnekatastrophe.
Die Bilder gleichen sich in erschreckender Weise, doch können wir uns nur ansatzweise vorstellen, wie das nun ist, für die Betroffenen, wie das war, für unsere Vorfahren.
Das Trauma des Erlebten wird man ein Leben lang nicht los.
In den Heimen (Seniorenresidenzen) konnten die Zeitzeugen sich genau an diese Ereignisse genauestens erinnern, auch wenn sie ihre Kinder nicht mehr kannten.
Meine Mutter 1916 – 1976 war normalerweise bei Bombenalarm nicht aufgestanden, weil sie bei der Firma Karolat Fallschirme nähte und froh war, mal eine Nacht durchschlafen zu können.
In der Nacht zum 17.05.1943 war sie dann doch aufgestanden und traf sich mit Verwandten und Nachbarn vor dem Haus.
Normalerweise hätte sie in den Bunker am Wiedenberg gemusst, wozu das Möhnetal durchquert werden musste.
Mein Onkel meinte, aufgrund eines spürbaren Temperaturabfalls wäre es sinnvoll lieber in den Bunker in Richtung Neheimer Kopf zu gehen, weil es sein könne, dass die Mauer der Möhne getroffen worden sei.
So weit zu damals.
Die Bilder heute sind vergleichbar mit damals. Der Unterschied, wir haben direkt Bilder dazu und müssen nicht damit rechnen weitere Bomben der Alliierten auf den Kopf zu bekommen.

1962 gab es die Hamburger Sturmflut, in der sich Helmut Schmidt berechtigter Weise einen Namen als Krisenmanager gemacht hat.

Im Kreis Soest gab es 1968 ein Großregenereignis und in den betroffenen Dörfen immer noch Marken, bis zu denen das Wasser stand. Der Kreis und die Gemeinden haben seit dem jedes Jahr Millionen in Regenrückhaltesysteme gesteckt.

So wie an den Küsten der Deichschutz einen Stellenwert hat, den Landratten nicht zu verstehen mögen, muss der Schutz vor Wasser durch Regenereignisse sich nun in die Bewusstseine der Menschinnen und Menschen brennen und die Erkenntnis, dass wir ebenso wie die Erbauer der Titanic niemals sicher sein können, dass unsere Maßnahmen wirklich reichen.



Udo Müller






In Fukushima musste ein Radius von 80 Kilometern evakuiert werden und wird für Jahrhunderte unbewohnbar bleiben!

Doch wie sieht es bei uns in Deutschland aus?
Hier haben wir fiktive Evakuierungsradien von ja 80km um aktive deutsche Kernkraftwerke (Daten erstellt von Maximilian Schönherr)
Deutsch: Die Illustration zeigt fiktive 80km-Radien um die zurzeit in Deutschland aktiven Kernkraftwerke herum. Im Falle des massiven Austritts radioaktiver Strahlung bei Unfällen oder im nicht geregelten Betrieb wird ein solcher Radius zur Evakuierung der Bevölkerung durchaus in Erwägung gezogen. Große Teile Nordwest- und fast das gesamte Süddeutschland wären dann nicht mehr bewohnbar.
English: This illustrations shows a map of Germany with large white spots. These spots symbolize an 80km radius around each of Germany's current nuclear power plants. This radius in case of a radiation problem is purely fictious but has been called realistic by the International Atomic Energy Agency (IAEA) in case of severe problems with reactors like in Fukushima in March 2011. According to this map large areas of north and south Germany would be inhabitable in case of massive failures of all currently active nuclear power plants.

Mail

made by: muellers-bueros