19.02.2021

Umweltschutz nur als „Kollateralschaden“


Umweltschutz, Erhalt der Lebensgrundlagen und verantwortungsvoller Umgang mit unserem Planeten ist uns allen ein Anliegen - sollte man meinen
Klar, es ging die letzten Jahrtausende irgendwie gut und wir haben uns nicht komplett selbst ausgerottet, betrachtet man aber andere Spezies als den Menschen, sieht das schon ganz anders aus. Pflanzen wurden in Kräuter und Unkräuter eingeteilt, Tiere in Nützlinge und Schädlinge. Das heißt, bei den Tieren gab es auch Ausnahmen, denn die Tiere, die man essen konnte wurden als jagbares Wild betrachtet und von den Jägern erschossen, um von deren Familien gegessen zu werden.
Zu diesem Zweck hat der Mensch sich eine eigene Sprache zugelegt, wohl um einerseits unter Seinesgleichen als zugehörig zu gelten und andererseits von den Außenstehenden als elitär eingeordnet zu werden.
Erschießen wurde so zu erlegen, Blut zu Schweiß und Schwanz wurde zur Rute, um nur einige zu nennen.
Diese Einteilungen wurden von Menschen vorgenommen, die in ihrem Tal hockten und ihre Mitmenschen ernähren wollten.
In ihren Tälern gab es also neben den Menschen noch Nutztiere, jagbare Tiere und Nutzpflanzen. Alles Andere störte und wurde irgendwie ausgemerzt.
Mag uns diese Vorgehensweise heute befremdlich vorkommen, hatten unsere Vorfahren, angesichts strenger Winter und teils karger Böden kaum eine andere Chance – und Zeit über so etwas nach zu denken hatte sie auch nicht.

Als ich ein Kind war, wurde gegessen, was auf den Tisch kam, doch auch damals stellte ich schon Fragen nach der Herkunft der Speisen.
Gemüse und Obst kauften wir auf dem Wochenmarkt von Bauern an deren Treckern und Lieferwagen SO auf den Nummernschildern stand.
Mein Vater erklärte mir, dass die Bauern mit AR es viel schwerer hätten, weil deren Böden schlechter und steiler wären.
Trecker zu sehen war in der Stadt, außer wenn Markt war, ein seltenes Ereignis.
Das Brot kauften wir beim Bäcker, der Begriff Bauernbrot war der einzige bewusste gedankliche Berührungspunkt zu der Landwirtschaft.

In dem Bewusstsein, dass Landwirtschaft seit Jahrtausenden die Menschheit ernährt, zog ich dann aufs Land.
Trecker fuhren täglich herum und wurden im Laufe der Jahre immer größer und breiter.
In Tschernobyl ging am 26.04.1986 der Reaktor hoch und das bei seltenem Ostwind - so kam der radioaktive Fallout zu uns.
In der Tagesschau gab es tägliche Hinweise zu den lokalen Becquerel Werten und wir begannen nur noch da ein zu kaufen, wo man versuchte die Lebensmittel so schadstofffrei wie möglich zu halten, um unsere Familie nicht mit radioaktiven Stoffen zu ernähren.
Die Milchprodukte stammten von einem Biobauern, der seine Kühe mit Futter aus Südfrankreich fütterte und ständig die Becquerel Werte dokumentierte.
Ich selbst war skeptisch, hatte ich mich doch als Vegetarier an bestimmte Käsesorten gewöhnt, wurde aber alleine schon durch das Brot überzeugt.
Zeitgleich befasste ich mich als technisch interessierter mit Energieerzeugung jenseits von Fossilen Brennstoffen und Termonuklearenergie. In den Achtzigern experimentierte man an kontinuierlichen und dyskontinuierlichen Biogasanlagen und mit der Nutzung von Windenergie.
Hier ist zu bemerken, dass der 1976 erdachte Growian, der mit 100m Nabenhöhe und einer Leistung von 12 GWh 1987 vorzeitig außer Betrieb genommen wurde, heute weiß man, dass der von Energiekonzernen gebaut wurde, um zu beweisen, dass Atomkraft unverzichtbar ist.
Bei der Stromerzeugung durch Wind gab es damals erfolgversprechende Kleinprojekte, genau wie bei den Biogasanlagen für den Hausgebrauch.
Bei Gesprächen mit den Bauern des Ortes ging es, wenn meine Gedanken so zur Sprache kamen, um Betriebswirtschaft und in diesem Zusammenhang um Größe. Je größer eine Biogasgewinnung, desto mehr Profit war daraus zu erzielen.
Ich musste mich in den Gesprächen daran gewöhnen, dass die Bauern anders dachten, als ich.
Wenn es mir, als erprobtem Anti-AKW-Demonstranten, darum ging, so schnell wie möglich auf Erneuerbare Energie um zu steigen, ging es den Menschen, die aufgrund ihres Besitzes in der Lage waren darum, Windenergie zu erzeugen, die den Bau und Erhalt der Anlage finanzierte und noch Gewinne abwarf.
Die Erkenntnis hat einen bitteren Beigeschmack.
Alle Errungenschaften in Sachen Tierschutz und Biodiversität sind und waren nur möglich, wenn Bauern einen Weg fanden daraus Profit zu generieren oder, wenn sie per Gesetz dazu gezwungen wurden.
Umweltschutz aus Überzeugung ist da wohl die Ausnahme.

Nun, warum jemand Regenerative Energien erzeugt, ist erst mal egal, Hauptsache er tut es, wenn er kann.
Genau so ging es mir bei Biogasanlagen. Fand ich zunächst die Biogasanlagen gut, die aus Bioresten Gas erzeugten, wurde ich damit konfrontiert, dass es Bauern gab, die Mais anbauten, um daraus Biogas zu erzeugen.
So lange das keine Konkurrenz für den Teller der zu ernährenden Menschen war, sollte es mir egal sein.
Als die Legehennenverordnung die Batteriehaltung verbot und ein befreundeter Bauer schon Jahre zuvor auf Bodenhaltung umstieg, war es mir letztlich egal, warum es die Hennen besser hatten, Hauptsache es war so.

Aber lassen wir einmal Zahlen sprechen.
Wir haben viertausendfünfhundert Liter Sauerstoffbedarf pro Person und Tag.
Bei 13000 sind das schon 58500 Kubikmeter für die Menschen, die in Ense wohnen.
Bei der Hühnerhaltung, die Hühnerhalter legen großen Wert darauf das Wort Massentierhaltung zu vermeiden, ist es erforderlich mittels aktiver Belüftung eine ausreichende Sauerstoffversorgung sicher zu stellen, ansonsten würden die Hühner ersticken.
Dass Rinder, die Landwirtschaft nennt sie Großvieheinheiten, einen deutlich höheren Sauerstoffbedarf haben, als Menschen und Schweine, sollte jedem klar sein.
Nur wo her soll dieser Sauerstoff kommen?
Wenn man Wert auf eine Stromautonomie legt, ist es gleichzeitig eine Bankrotterklärung für eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde, Sauerstoff importieren zu müssen.

Wenn man über Ense eine Glocke stülpen würde...
Wie lange würden wir dann durchhalten?
Ein Baum produziert täglich 11000 l O² in den Sommermonaten, was ungefähr dem Tagesbedarf von 26 Menschen entspricht.
Auf Intensivstationen wird ein erforderliches Atemminutenvolumen errechnet.

Wir wissen, wie viel Sauerstoff wir für die Atmung der Menschen brauchen, wie sieht es denn mit den Tieren aus?
Ein Pferd hat einen wesentlich höheren Sauerstoffbedarf als der Mensch und ein Rind den 2,5 fachen eines Pferdes.
Um Hühner in ihren Hallen nicht ersticken zu lassen, müssen Kompressoren Luft hinein pumpen.

Wir erwähnten bereits 26 Menschen pro Baum im Sommer, das heißt, dass wir in Ense tatsächlich nur 500 Bäume brauchen würden, sofern wir keinen weiteren Sauerstoff verbrauchen.

Da sind wir wieder bei den Enser Bäumen.
Mir wurde zugetragen, die meisten Enser Bäume befänden sich in den Enser Wäldern - in den Wäldern, die der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer fielen...
Bäume in den Dörfern sind da wohl eher die Ausnahme.

Das Fazit:

Beim Umweltschutz und bei der Energiewende geht es offenbar nur darum mit so kleinen Schritten voran, weil die jenigen, die zur Zeit damit befasst sind, den Eindruck zu vermitteln, es voran zu bringen, letzlich gar nicht wollen, sondern Umweltschutz nur als Kollateralschaden in Kauf nehmen.
Verwerflich ist es genau dann, wenn man es aus ideologischen Gründen macht, nur um hinterher sagen zu können, es waren die Umweltschützer, die Naturschutzverbände usw..

Schön wird es sicher nicht sein, wenn das Windkraftwerk weit genug weg steht und kein Strom aus der Steckdose kommt – wer bis dahin nicht Ross und Reiter erkannt hat, kann ja einen Dynamo am Fahrradergometer anschließen.


Udo Müller






In Fukushima musste ein Radius von 80 Kilometern evakuiert werden und wird für Jahrhunderte unbewohnbar bleiben!

Doch wie sieht es bei uns in Deutschland aus?
Hier haben wir fiktive Evakuierungsradien von ja 80km um aktive deutsche Kernkraftwerke (Daten erstellt von Maximilian Schönherr)
Deutsch: Die Illustration zeigt fiktive 80km-Radien um die zurzeit in Deutschland aktiven Kernkraftwerke herum. Im Falle des massiven Austritts radioaktiver Strahlung bei Unfällen oder im nicht geregelten Betrieb wird ein solcher Radius zur Evakuierung der Bevölkerung durchaus in Erwägung gezogen. Große Teile Nordwest- und fast das gesamte Süddeutschland wären dann nicht mehr bewohnbar.
English: This illustrations shows a map of Germany with large white spots. These spots symbolize an 80km radius around each of Germany's current nuclear power plants. This radius in case of a radiation problem is purely fictious but has been called realistic by the International Atomic Energy Agency (IAEA) in case of severe problems with reactors like in Fukushima in March 2011. According to this map large areas of north and south Germany would be inhabitable in case of massive failures of all currently active nuclear power plants.

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